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Neue Aussichtspunkte für extrem seltenes Phänomen

Die Kirchen am Ähndl, in Weichs und Ohlstadt kann man von ausgewählten Aussichtspunkten aus exakt auf einer geraden Achse sehen. Das ist eine Entdeckung, die der Urgroßvater von Dr. Peter-Michael Asam gemacht hat. Mittels zweier Aussichtspunkte macht er auf das Phänomen aufmerksam. Die „Asam-Punkte“ erfüllen zudem einen guten Zweck.

Murnau/Ohlstadt – Schon sein Vater hat ihm davon erzählt, wie auch sein Großvater. Und der wiederum hat es vom Urgroßvater erfahren. Der Arzt Dr.

Stefan Asam hat ein Phänomen aufgedeckt, das zuvor anscheinend noch niemanden aufgefallen ist: Die Türme der Kirchen am Ähndl in Murnau, in Weichs und in Ohlstadt, ebenso wie das Gipfelkreuz des Rauhecks, kann man von markierten Aussichtspunkten sowohl am Ähndl wie auch vom Rauheck aus auf einer Geraden sehen. Sein Urenkel Dr. Peter-Michael Asam hat nun zwei Aussichtspunkte errichtet, an denen Passanten das Phänomen mit eigenen Augen betrachten können. Am Sonntag, 3. September, sollen diese am Murnauer Ähndl im Rahmen von „Aufgspuit“ im Murnauer Moos und am Gipfelkreuz des Rauhecks nach der jährlichen Bergmesse eingeweiht werden.

Der Aussichtspunkt oberhalb des Ähndls ist nicht zu übersehen. Am Wanderweg von der Georg-Kapelle zum Drachenstich befindet sich nun ein imposanter Felsen. Darauf ist eine eindrucksvoll geschmiedete Hand befestigt, die der Kunstschmied Franz Vögele gefertigt hat. Diese hält ein kleines Eisenrohr – quasi ein Fernrohr. Es gewährt den Blick auf die Kirchen und den Gipfel des Rauhecks. Umgekehrt kann man vom Rauheck durch einen fast identischen Aussichtspunkt das Phänomen erkennen.

Die Idee zu den sogenannten „Asam-Punkten“ reift in dem promovierten Physiker schon lange. „Seit ich ein zehnjähriger Bub war“, sagt er und lacht. Nun, mit 79 Jahren, hat er seine Idee in die Tat umgesetzt. Für den Murnauer ist die Einweihung der Aussichtspunkte ein ganz besonderer Moment.

Viel Zeit und Mühe hat er in die Planung gesteckt. Auch Geld hat es gekostet. Doch wie viel – darüber schweigt Asam. „Billig war es nicht, aber das war es mir wert.“ Der Physiker erachtet diese Aussichtspunkte als „wertvoll“ – sowohl für den Tourismus als auch für die Einheimischen. Das sieht er alleine schon an der Hilfe und Unterstützung vieler Hiesiger. „Es ist einfach toll, wie sich die Leute einsetzen und mithelfen“, sagt er. Das fängt bei Johann Oppenrieder an, der ihm seinen Grund für den Aussichtspunkt am Ähndl zur Verfügung gestellt und ihm auch beim Aufstellen geholfen hat. Er steht auf der kleinen Tafel, die Asam am Aussichtspunkt am Ähndl angebracht hat. Dort sind auch die Namen seines Vaters, Großvaters und Urgroßvaters zu lesen.

„Natürlich ist es auch eine Erinnerung an meine Vorfahren“, sagt Asam. Der Name seines Freunds, der Kunstschmied Franz Vögele ist ebenfalls zu lesen. Die Liste der zahlreichen Freunde, die mitgeholfen haben sei zu lang, um auf der Messingtafel Platz zu finden.

„Sie waren alle von der Idee begeistert“, betont Asam erfreut. Damit sind sie nicht alleine. Der Murnauer Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum) sowie der Ohlstädter Bürgermeister Christian Scheuerer (parteifrei) seien von den Aussichtspunkten sehr angetan, sagt er. Sogar das Bayerische Fernsehen hatte Interesse daran, dass Asam über seine Idee und das Phänomen der erkennbaren Kirchenachse berichtet. Die Sendung lief Ende Juni.

„Daraufhin ist Georg Leitenbauer auf mich zugekommen“, erinnert sich der Physiker zurück. Der Vermessungsingenieur hat ihn darauf aufmerksam gemacht, dass nicht nur die Kirchen in einer geraden Achse zu sehen sind, sondern auch das Gipfelkreuz vom Rauheck. „Das Ganze ist wahrlich ein Phänomen.“ Der Murnauer will nicht nur auf dieses aufmerksam machen, sondern mit den Aussichtspunkten auch etwas Gutes tun. Nach der Einweihung am Sonntag – jeweils nach der Bergmesse am Rauheck, wie auch nachmittags am Ähndl – werden die Glocken der drei Kirchen läuten. „Die Menschen in der Nähe sollen an ihre Verpflichtung zur Nächstenliebe erinnert werden“, betont Asam.

Darumist er momentan daran, eine Homepage zu erstellen, auf der zum einen über die „Asam-Punkte“ informiert wird, zum anderen alle Betreuungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche mit Behinderung im Landkreis mit Kontodaten aufgelistet sind. Warum er das macht? „Es ist bei uns so schön, wir sollten dankbar sein, hier zu leben“, sagt er. Darum müsse auch Kindern und Jugendlichen mit Benachteiligung geholfen werden – mit Spenden. Die Aussichtspunkte sind irgendwie auch eine Hommage an die Heimat. Und natürlich an den Vater, Großvater und den Urgroßvater.